Für uns ist Annikas Tod,

der größte Schicksalsschlag in unserem Leben!

Jeder Mensch sollte im Leben an für ihn wichtige Dinge glauben.

Wir glaubten an die Gerechtigkeit im Leben

und das Gute im Menschen.

Dieser Glaube ist am 18. November 2003

mit unserer Tochter gestorben.

Es kann nicht gerecht sein, dass Annika sterben musste!

Die Unschuldigste an diesem Unfall, hat für Markus’

leichtsinnige und fahrlässige Fahrweise mit ihrem Leben bezahlt!!!

 

Es war ein Montag, der 17.11.2003, als das Unglück begann.

Unsere Kinder hatten ein langes Wochenende (4 Tage), da der 17. und 18. schulfrei waren. Annika hatte schon am Wochenende alles fertig (sie hatte alle Schulaufgaben erledigt, ihre „kleine Wohnung“ im Obergeschoss unseres Hauses sauber gemacht und für die bevorstehende Chemieklausur gelernt). Annika war überaus pflichtbewusst und alles musste erst korrekt erledigt sein, bevor sie sich Freizeit gönnte.

 

Meine Frau und ich waren zur Arbeit und Annika war allein zu Hause. Sie konnte nie alleine sein und brauchte immer Gesellschaft. Da sie alle ihre Aufgaben erledigt hatte, wollte sie den freien Montag nutzen um sich mit Freunden zu treffen.

Es kam noch dazu, dass sie seit Freitag sehr aufgeregt war, da sie auf einen Anruf von einem Jungen hoffte, in den sie sich sehr verliebt hatte. Leider vergebens, nach durchweinten Nächten wollte sie am Montag etwas unternehmen um sich abzulenken. Jedoch hatte keiner ihrer guten Freunde Zeit. Ihre Freundin hatte noch etwas anderes vor und andere hatten dasselbe Problem wie Annika: Wohnen auf dem Dorf und dort gebunden sein, da selten und abends nach 17.00 Uhr gar kein Bus mehr fährt.

Es gibt bei uns im Dorf kein anderes Mädchen in ihrem Alter, die Freunde aus dem Gymnasium wohnen alle bis zu 38 km entfernt. Ohne eigenen Führerschein kommt man hier kaum weg oder man ist auf andere angewiesen.

Da auch noch Nico zu einem Freund weg wollte, telefonierte sie nachmittags alle guten Freunde ab, aber sie hatte leider kein Glück! Ihre letzte Hoffnung hier weg zu kommen, hieß dann Markus W., ein Schulkamerad von Annika der seit ca. 4 Monaten die Fahrerlaubnis besaß. Mit ihm verabredete sie sich, um ins Kino zu fahren.

 

Meine Frau kam früher als erwartet nach Hause, darüber freute sich Anne.

So blieb ihr der Weg mit dem Fahrrad zu mir auf Arbeit erspart, um die Erlaubnis dafür einzuholen.

Obwohl meine Frau ein sehr vorsichtiger und ängstlicher Mensch ist, erlaubte sie ihr diesen Wunsch sofort, da Annika schon das ganze Wochenende so traurig war und sie froh war, dass Annika etwas Ablenkung hatte.

Inzwischen hatte Markus W. wohl noch mit 2 Klassenkameraden telefoniert, die zwar auch mit wollten, aber statt ins Kino lieber zum Bowlen gehen wollten. Was Annika eigentlich nicht so viel Spaß machte, aber an diesem Tag war ihr wohl alles recht.

Meine Frau gab ihr noch Geld mit und sie bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln, drückte sie und sagte zu ihr: „Du bist die liebste Mama der Welt.“

Beim Rausgehen zeigte sie Markus W. noch stolz unsere neu renovierte Veranda.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie nicht, dass sie unsere aller liebste Anne – unser Sternchen – das letzte Mal lebend sah!

 

Annika war schon oft mit Markus W. mitgefahren, da einige Schulbusse nur bis in die 7 km entfernte Stadt Märkisch-Buchholz fahren.

Markus W. und unser Sohn Nico wechselten sich inzwischen meist mit dem Fahren ab und brachten Annika mit, wenn wir auf Arbeit waren.

Auf unsere Bedenken, dass Markus W. noch nicht lange Auto fährt, antwortete sie stets:

„Wenn ich mit ihm mitfahre, fährt er immer ganz vorsichtig. Ihr braucht keine Angst zu haben!“

Annika hatte Vertrauen zu Markus W., so nahm das Unglück seinen Lauf!

 

Wir gingen zeitig ins Bett, da meine Frau am nächsten Morgen schon wieder um 5.00 Uhr aufstehen musste. Kein schlechtes Gefühl oder eine Vorahnung beunruhigten uns.

 

Was wir bis heute nicht begreifen können:

Wir haben geschlafen als unser Kind starb!

 

 

Der Unfallhergang: Alles was ich hier berichte beruht auf Zeugenaussagen,

polizeilichen Ermittlungen und eigenen Recherchen.

Die vier Klassenkameraden wollten von Motzen über Bestensee nach Hause fahren.

Gordon überredete Annika noch, dass sie sich nach hinten zu Doreen setzen sollte.

Sie wollte wohl erst nicht, gab dann aber nach.

Markus W. kannte die Strecke nicht, er ist Fahranfänger, außerdem war es dunkel und es regnete.

Diesen Umständen hat er sein Fahrverhalten aber nicht angepasst.

Er ist schon mit durchdrehenden Reifen in Motzen losgefahren, dafür gibt es Zeugen.

In den letzten Minuten muss Annika Todesängste gehabt haben,

sie ist nie gerne schnell Auto gefahren!

Unserer Meinung nach ist Markus auf der langen Geraden vor der Kurve, noch viel schneller gefahren, als ihm jetzt noch nachgewiesen werden kann.

Nach ca. 3 km kam Markus in einer Linkskurve mit überhöhter Geschwindigkeit, verbunden mit viel zu niedrigen Reifeninnendrücken und nasser Fahrbahn ins Schleudern und verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und es knallte mit der rechten Seite brutal gegen einen Baum. Es ist davon auszugehen, dass er seine fahrerischen Fähigkeiten und die Belastbarkeit seines Suzuki völlig überschätzte.

Später kommt der Unfallsachverständige zu dem Ergebnis, dass bei einer Geschwindigkeitsreduzierung vor dem Einfahren in die Kurve, der Unfall mit seinen schweren Folgen problemlos hätte verhindert werden können!

 

Ein Baum, ein einziger Baum weit und breit!

Der Baum schlug genau dort ein wo Annika saß, wo sie doch eigentlich nicht hingehörte!

Sie wurde schwer eingeklemmt, blutete und war ohne Bewusstsein.

Was hat sie noch mitbekommen?

Musste Annika noch starke Schmerzen erleiden?

Ob sie wahrgenommen hat, dass sie ganz alleine gehen muss?

Unsere arme Tochter, wo sie doch nie allein sein konnte!

Wo ist unsere liebe Annika jetzt nur?

(Ich habe Berichte gelesen von Menschen mit Nah-Tod-Erfahrungen, die denken dass die Seele aus dem Körper austritt und man dem Geschehen noch zusehen kann.)

So viele Fragen die uns jeden Tag beschäftigen, uns keine Ruhe lassen und auf die es keine Antwort gibt!

 

Doreen rief einen Freund in Motzen mit ihrem Handy an (dort wo sie herkamen) und einige Jugendliche, die sich dort aufhielten, eilten zum Unfallort, sicherten diesen und verständigten die Polizei.

Markus W. und Doreen konnten das Auto selbstständig verlassen und Gordon bekam Hilfe von den Freunden, sie saßen alle drei gemeinsam am Straßenrand, als etwa 15-20 Minuten nach dem Unfall die Rettungskräfte eingetroffen sind.

Solange hatte ein Junge bei Annika nur die Hand halten können und den Puls fühlen, der sehr schwach gewesen sein soll. Die Feuerwehr musste erst das Auto zerschneiden, ehe man sie bergen konnte. Über eine dreiviertel Stunde kämpften die Rettungskräfte um Annikas Leben. Leider vergeblich!

Trotzdem möchten wir an dieser Stelle allen Dank sagen, die wenigstens versucht haben sie zu retten!

Besonders möchten wir uns bei Robert bedanken, dem jungen Mann, der Annika so liebevoll auf ihrem letzten Weg begleitet hat und den Mut hatte ihre Hand zu halten bis professionelle Hilfe vor Ort war.

Er hat sich später sogar die Zeit genommen, obwohl er weder Annika noch uns kannte, uns zusammen mit Doreen und Gordon zu besuchen. Leider wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon.

Wie sehr wir ihn darum beneiden, wir wären doch so gern an seiner Stelle bei unserer Tochter gewesen!

Aber wir sind sehr dankbar, dass sie nicht allein war, Danke Robert!

 

Nachts um 2.30 Uhr wurden wir durch unsere Haustürklingel aus dem Schlaf gerissen.

Zwei Polizisten standen vor der Tür und wollten uns sprechen. Man sah ihnen an, dass etwas Schlimmes passiert sein muss, wir wussten nur nicht gleich um welches unserer beiden Kinder es sich handelt, da ja Beide unterwegs waren.

Ich befürchtete schon etwas Schlimmes, hoffte aber noch, dass einer von ihnen nur irgendeinen Unsinn mitgemacht hat.

Wir standen fassungslos in unserer Küche, als sie uns mitteilten, dass unsere Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist und wir ins Krankenhaus nach Königs Wusterhausen fahren sollen.

 

Es war ein riesiger Stich mitten ins Herz, der Kopf total leer,

nur noch ein Gedanke – das darf bitte nicht wahr sein!

 

Ich rannte nach oben in ihr Zimmer, sie muss doch schon längst wieder da sein, und in ihrem Bett liegen und schlafen. Aber das war leider nicht so!

Trotzdem wollten wir es nicht glauben, da der Unfall zwischen Motzen und Bestensee passiert war und das nicht auf ihrer Fahrtstrecke zum Bowlen (A10-Center Wildau) lag.

Wir sprangen ganz schnell in unsere Sachen und fuhren ins Krankenhaus.

Gegen 3.20 Uhr kamen wir dort an, wie wir dahin kamen weiß ich nicht mehr.

In der Notaufnahme erkundigten wir uns nach Annika und man verständigte den Notarzt der sie behandelte.

Er bestätigte die erschütternde Nachricht, dass er Annika nicht mehr retten konnte. Sie war so stark eingeklemmt und hatte schwerste Verletzungen erlitten. Er konnte sie noch 2-mal reanimieren, bis sie dann trotzdem nach ca. 50 Minuten starb.

 

Der Fahrer und die anderen beiden Jugendlichen waren leicht verletzt und sind zur Behandlung und Beobachtung auf der Unfallstation eingeliefert worden, die sie alle nach 3 Tagen wieder verlassen konnten.

 

Wir baten den Notarzt darum, dass wir Annika unbedingt sehen wollten, wir hofften immer noch, dass es eine Verwechslung ist, da er uns sagte, dass sie hinten rechts im Auto saß und Annika doch immer vorne neben Markus saß, wenn sie bei ihm mitfuhr.

Der Notarzt ging und wollte sehen wo sie ist. Nach ein paar Minuten kam er wieder und teilte uns mit, dass sie nicht mehr hier ist, sondern schon von einem Bestattungsunternehmen abgeholt wurde.

Das war für uns der nächste Schock!

Ohne sie noch einmal sehen zu dürfen (das Krankenhaus verfügt über einen Raum für die Abschiednahme) und ohne unsere Erlaubnis hat man einfach unsere Tochter mitgenommen!

Man teilte uns noch kurz mit, dass wir früh um 7.00 Uhr zum Bestattungshaus gehen können um sie zu sehen (inzwischen war es so kurz vor 4.00 Uhr).

Danach drückte man meiner Frau noch Beruhigungs- und Schlaftabletten in die Hand und dann saßen wir ganz alleine da.

 

Eine erdrückende Stille umgab uns und wir verfielen in Unfassbarkeit, Schmerz, Wut und Hoffnungslosigkeit. Niemand war für uns da, kein Psychologe oder Seelsorger – wir mussten mit dieser schrecklichen Situation ganz allein zu Recht kommen.

Irgendwann hielt meine Frau diesen Zustand nicht mehr aus und wollte zu den anderen Jugendlichen, weil sie wissen wollte, warum sie dort entlanggefahren sind.

Erst wollte man sie zu keinem der Anderen lassen mit der Begründung, dass sie noch nicht wüssten das Annika tot ist und sie es ihnen erst am nächsten Tag schonend beibringen wollten.

Auch dort auf der Unfallstation, war die einzige Hilfe die man meiner Frau gab, die nächste Packung Schlaftabletten die ihr eine Ärztin in die Hand drückte.

In diesem Moment kam eine Schwester und sagte, dass Markus schon von seiner Mutter erfahren hat, dass Annika tot ist und so ließ man meine Frau doch zu ihm (ich konnte das nicht).

Ich denke meine Frau stand unter Schock und wollte nur eines von ihm wissen,

warum sie dort entlang gefahren sind.

Markus W. erzählte ihr, dass Annika nichts damit zu tun hatte.

Doreen und Gordon hatten einen Streit mit einem anderen Mädchen, das sich in Motzen aufhielt und Markus W. wollte sie dort hinfahren, damit sie ihren Streit klären können.

Völlig umsonst, denn sie sind wieder im Streit auseinander gegangen!

Er meinte weiter, dass er für den Unfall überhaupt nichts kann, er vorschriftsmäßig gefahren wäre und ihm ein LKW entgegen kam, der ihn geblendet hat.

Ansonsten erinnert sie sich nur noch, dass seine Mutter ins Zimmer kam und sie kurz darauf gegangen sein muss.

 

Wir saßen dann wieder alleine auf dem Flur im Krankenhaus. Uns blieb nichts anderes mehr übrig, als zu warten bis es 7.00 Uhr wird und wir endlich unser liebes Mädchen noch mal sehen können, um für immer Abschied nehmen zu müssen.

In dieser Zeit irgendwann gegen 5.30 Uhr informierte meine Frau telefonisch noch kurz ihre Eltern, wir wollten sie nicht gleich in der Nacht rausklingeln. Ihr Vater war am Telefon, er war entsetzt und fassungslos. Er konnte und wollte es nicht glauben, er sagte immer wieder: Nein, oh nein, nein, …! Das hielt sie nicht aus und legte auf.

 

So gegen 6.00 Uhr fuhren wir zu den Eltern des Jungen wo Nico übernachtete. In einem fremden Haus und bei für uns fremden Menschen, mussten wir unserem Sohn Nico den Tod seiner Schwester beibringen. Wir sind davon ausgegangen, dass wir Annika wie verabredet um 7.00 Uhr zum letzten Mal sehen dürfen und sich Nico dann auch noch von seiner lieben Schwester verabschieden kann.

Wir warteten dann noch fast 1 Stunde gemeinsam im Auto vor dem Bestattungshaus, es war schrecklich - die Zeit verging einfach nicht.

Endlich - 7.00 Uhr, aber es folgte gleich der nächste Schock! Das Bestattungshaus teilte uns mit, dass wir Annika in diesem Zustand nicht sehen dürfen und sie wären nicht vor 11.00 Uhr soweit, wir sollten doch dann vorher noch mal anrufen.

Es war so grausam, nicht so schnell wie möglich sein Kind noch einmal sehen zu können.

 

Wir fuhren wie benommen die 32 km nach Hause und wussten in unserer Verzweiflung kaum was wir tun sollten. Wir wollten es nicht wahr haben und hofften immer noch, dass Annika wieder kommt!

Nachdem das Bestattungshaus den Termin nochmals und dann erst auf 16.00 Uhr verschieben wollte, ließen wir unsere Tochter vom einem anderen Bestattungshaus abholen, um ihr endlich eine schnelle und würdige Behandlung zu ermöglichen.

 

Da Annikas Sachen teilweise zerschnitten und völlig mit ihrem Blut verschmiert waren, sollten wir ihr schöne Sachen bringen. Ich darf gar nicht mehr daran denken, so benebelt wie man den ganzen Tag verbrachte, suchten wir für sie feierliche Sachen aus.

Es war ein riesiger Fehler, sie hätte lieber ihre Lieblingssachen gehabt, da sind wir uns sicher. Warum haben wir auch nicht daran gedacht Annikas Kuschelkissen und ihre Decke mitzunehmen? Fehler die man nicht mehr ändern kann, die einem jedoch immer wieder verfolgen! Wir dachten leider nur an ihre Lieblings-Kuscheltiere.

 

Als wir nach über 17 Stunden nach ihrem Tod (abends gegen 19.00 Uhr) endlich zu unserer Annika durften, war das ein sehr schreckliches Erlebnis, unser süßes Mädchen in diesem furchtbaren gefrorenen Zustand zu erleben.

Sie ein letztes Mal in den Arm nehmen war da nicht mehr möglich! Als wir sie dort liegen sahen, verschwand auch noch die letzte Hoffnung, es könnte doch ein Irrtum sein.

Dieses Gefühl, dieser Schmerz ist durch nichts zu übertreffen. Es tut so wahnsinnig weh!

Kein körperlicher Schmerz ist so stark, wie der eines von Trauer blutenden Herzens.

Denn dieser Schmerz bleibt, er geht nicht mehr weg, er holt einen immer wieder ein, wieder und immer wieder.

Den Anblick unserer toten Tochter werden wir nie vergessen, er hat sich in unser Gehirn eingebrannt. Es war trotzdem richtig, so von ihr Abschied zu nehmen, sonst hätten wir es nie glauben und begreifen können, dass sie wirklich nicht mehr nach Hause kommen kann.

 

In dieser Zeit , wo wir das alles erlebten, beschuldigte Markus W. bei der polizeilichen Vernehmung und seinen Exklusivinterviews bei der Berliner- und Bild-Zeitung einen unschuldigen LKW-Fahrer, dass er ihn von der Straße abgedrängt und geblendet hat und er selbst völlig schuldlos ist.

 

Zeitungsartikel aus BZ und Bild (bitte anklicken)

  

Er erzählte es so seinen und Annikas Freunden (beide gingen zusammen in die 12.Klasse), bei ihnen setzte er sogar noch eine Lüge drauf: Er behauptete am Tag nach dem Unfall, dass meine Frau ihm schon verziehen hätte!

Wir standen seinen Aussagen zum Unfallhergang sehr skeptisch gegenüber und warteten die Ermittlungsergebnisse ab. Die gründlichen Ermittlungen der Polizei ergaben, dass der LKW überhaupt nicht unfallrelevant war, sondern dass Markus W. zu schnell und mit viel zu wenig Reifeninnendruck gefahren ist.

Am meisten betroffen gemacht hat uns, dass er keine Reue oder Schuldgefühle zeigte, sondern stattdessen mit offensichtlichen Falschaussagen (was die Staatsanwaltschaft als „Schutzbehauptung“ bezeichnet) einen unschuldigen Dritten belastet und diesen so bei der Polizei peinlichen Verhören aussetzte!

Obwohl er uns und Annika von klein auf gut kennt, besitzt er nichts von Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und der Größe zu begangenen Fehlern zu stehen.

Markus W. hat in der Zeit nach dem Unfall mit seinem gleichgültigen Verhalten gezeigt, was uns auch Mitschüler immer wieder bestätigten, dass ihm Annikas Tod egal ist.

 

Zeitungsartikel aus dem Berliner Kurier (bitte anklicken)

 

Wir können es nicht verstehen, dass jemand, der seinen Führerschein nur auf Probe hat, ihn nach so einem schweren Unfall nicht sofort entzogen bekommt.

Markus W. war verantwortlicher Fahrzeugführer bei einem Unfall, bei dem ein Mensch – unsere Tochter – ums Leben gekommen ist.

Außerdem empfinden wir Markus’ Nachtatverhalten unerträglich und das macht es uns noch viel schwerer, den großen Verlust unserer lieben Tochter auszuhalten.

Unser Rechtsstaat nimmt ihn in seinen schützenden Arm und geleitet ihn in sein weiteres Leben. Ein Leben das Annika und auch uns verwehrt bleibt.

 

- Markus W. genießt sein Leben weiter in vollen Zügen;

- er ist von Anfang an nicht vor Scham in den Boden versunken, nein er versteckt und schämt sich nicht, er braucht auch keinen Psychologen;

- er nimmt ganz normal am Jugendleben teil, geht weiter in den Jugendclub und erzählt auch dort, dass er schuldlos ist;

- er war schon ein paar Wochen nach dem tödlichen Unfall wieder mit dem Auto seiner Mutter zu Sylvester Partys unterwegs;

- er jammert nur wegen seinem armen Auto rum;

- gleich nach dem Unfall, noch im Krankenhaus beauftragt er einen Bekannten, das Autowrack zu sichern und alles Brauchbare abzuschrauben;

- er blättert in der Schule gleich wieder in Autokatalogen und erzählt, dass er sich genau dasselbe Auto wieder kaufen will und mit was er das dann alles aufmotzen wird;

- schon 3 Wochen nach dem Unfall war er mit seinem Freund auf seiner Rennstrecke (Ortsverbindungsstraße Münchehofe/ Hermsdorf) mit einem nicht zugelassenen Auto ohne Schalldämpfer unterwegs und er prahlt damit, dass sie sich jetzt dabei mit Videokamera aufnehmen, vorher wurden wohl „nur“ Fotos gemacht;

- er zeigt keinerlei Reue oder Einsicht, dass er einen Fehler gemacht hat und er zeigt auch nicht, dass es ihm um Annika Leid tut.

 

Schon einige Wochen nach dem Prozess leistet er sich wieder ein Auto, obwohl er noch nicht einmal seine Schulden für unseren Anwalt beglichen hatte, wozu er rechtskräftig verurteilt wurde.

Markus W. konnte auch die Abschlussfahrt der 13. Klasse in die Toscana mitmachen, auf die sich Annika schon so lange riesig gefreut hatte.

Unserer Tochter hat er fahrlässig ihr ganzes hoffnungsvolles Leben genommen

und schwindelt noch skrupellos über den Hergang des Unfalls.

Sein Leben geht einfach weiter, unsere kleine Familie hat er unwiederbringlich zerstört und er kann sich das, davon sind wir überzeugt, nicht einmal annähernd vorstellen, was er uns angetan hat!

Auch seine Mutter, jammert nur um ihren armen Markus, dass er doch keine Schuld hat.

Zu meiner Frau sagte sie, noch vor Annikas Beerdigung am Telefon:

Sie muss das akzeptieren, das ist einfach Schicksal!

Einen anderen Tag waren ihre Worte zu meiner Frau:

Du musst dich damit trösten, so ist ihr einiges im Leben erspart geblieben!

Außerdem sagte sie und lachte dabei:

Das bisschen was Markus zu schnell gefahren ist!

All diese Worte taten so weh und zeigen uns, dass sie unseren Schmerz und Verlust überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Es wäre besser gewesen nichts zu sagen, einfach nur da sein, zu trösten und Verständnis zu haben!

 

 

Markus W. war am 14.02.2004 zu einem persönlichen Gespräch bei uns, um das wir ihn gebeten hatten:

Als erstes wollte er uns wieder die Lüge mit dem LKW erzählen.

Wir sagten ihm, dass er uns das Märchen nicht mehr erzählen braucht, da die Ermittlungen abgeschlossen sind und wir Akteneinsicht hatten.

Er erwiderte: Wenn der Unfallhergang so ermittelt wurde, wird das wohl so stimmen, die Polizei wird ja nichts Falsches sagen.

Es kann schon sein das er schneller gefahren ist, man hat ihm aber geraten bei seiner Aussage zu bleiben, das müssten wir doch verstehen – dass er das so sagt.

Er erzählte uns dann auch noch von seinem Freund, der schon mehrere Unfälle hatte und bei einem Unfall seine Freundin mit Lungenembolie fast draufgegangen ist und der nie vor Gericht musste, weil man ihm nichts nachweisen konnte.

 

Wir saßen ihm fast gänzlich sprach- und fassungslos gegenüber!

Was soll man darauf noch Antworten?

 

Das sagt er den Eltern, deren Tochter er fahrlässig getötet hat, einfach so schamlos ins Gesicht.

Ist so jemand reif genug ein Fahrzeug führen zu dürfen?

Unserer Meinung nach nicht, denn so bringt man andere Unschuldige in Gefahr!

Leider haben wir erst danach erfahren, dass Markus W. vorher Autorennen gefahren ist.

Er behauptete zwar uns gegenüber, es ist keine Rennstrecke – sondern eine Teststrecke!

Wozu ist diese Strecke dann aber mit „Start“ und „Finish“ markiert?

   

 

Wir haben es auch erst hinterher erfahren, dass sich Markus W. über Annika lustig gemacht hat. Wenn Annika mit ihm mitfährt, sagte er zu Freunden, muss er immer langsam fahren, weil sie solche Angst hat.

Zu uns sagte er, wenn Annika dabei war, ist er immer Vorschriftsmäßig gefahren.

 

Warum erfährt man so etwas immer erst hinterher???

 

Wir sind gestraft bis an unser Lebensende, das ertragen zu müssen,

unsere über alles geliebte Tochter Annika so verloren zu haben!

Unserer Meinung nach ist das kein Schicksal,

das war Markus W. sein Fehler,

für den Annika ganz allein bezahlen musste!

 

 

Gedanken meiner Frau:

Um meine eigene Schuld weiß ich und mache mir die allergrößten Vorwürfe!

Jeden Morgen wache ich auf und hoffe, dass dieser Alptraum endlich zu Ende ist.

Manche Tage weiß nicht, wie ich weiterleben soll, denn ich fühle mich mitschuldig an ihrem Tod.

Ich habe das Gefühl versagt zu haben, weil ich nicht richtig auf mein Engelchen aufgepasst habe. Hätte ich ihr doch nur nicht erlaubt mit Markus W. mitzufahren, das werde ich mir nie verzeihen!

Ein Leben ohne meine liebe Tochter und Freundin, fordert so viel Kraft und die habe ich kaum noch. Der Schmerz und die Sehnsucht nach Annika sind oft so mächtig und unerträglich, dass ich mir wünsche auch tot zu sein, um endlich Ruhe zu haben vor all den quälenden Gedanken, die nie enden wollen.

 

 

Memento

 

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang.

Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

 

Allein im Nebel tast ich Tod entlang

und lass mich willig in das Dunkel treiben.

Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

 

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr,

und die es trugen, mögen mir vergeben.

Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur,

doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

(Mascha Kaleko)